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9. Markusbrief (Herzmeditation)

Es war die sogenannte „Herzmeditation“ die der Anlass für diesen Brief wurde.

Zu sagen, ich wäre von Yoga angetan, wäre die Übertreibung des Jahres. Ich bin da skeptisch, untermobil und oft beschämt ob meiner Steifbockigkeit.

Trotzdem liess ich mich auf diese Meditation „mitnehmen“ von einem Yogalehrer. Relativ simpel und auch für einen unsportlichen Mensch gut machbar. Trotzdem blieb ich skeptisch.
Und bereits nach zwei Bewegungen packte mich eine tiefe, glückliche Traurigkeit. Ich war traurig, weil ich mich verlor. Ich war glücklich, weil so viel von mir abfiel und ich so viel Energie aus mir kommen sah, die sich sozusagen in alle Himmelsrichtungen ausbreitete.
Es fühlte sich an, als sei jedes einzelne Molekül auf Erden, einschliesslich derer die mich bilden, nur Liebe…oder Licht?….oder Stille. Wichtig hierbei, wenn ich die Worte „Liebe“ und „Licht“ verwende, so meine ich sie wertfrei. Es ist nichts positives, salbungsvolles, erhöhtes daran („Hach du, ich bin so erleuchtet und bin voll positiv weil alles Liebe is, und den bösen Hass fühle ich nimmermehr“..nein. So mein ich es nicht!)… an diesem Licht oder dieser Liebe_ deswegen auch mein Ausweichen auf den Begriff :
„Stille“
Liebe möchte ich in dem Zusammenhang, ebenso wie Licht, als allumfassenden Begriff für Leben und alles, was existiert, verstehen. Nur die spezielle Wahrnehmung dieser Energie rückt es in die Nähe dessen, was wir geläufig Liebe nennen. Aber - wichtig - diese Liebe hat kein Gegenteil, wie Hass o.ä., wenn überhaupt, schliesst sie den Hass und eigentlich alles, was ist, mit in sich ein. Die Liebe als Ganzes um die Worte „Liebe“, „Hass“, „Wut“, „Freude“ etc. herum.

Ich konnte ob dieser Empfindung nicht anders, als fortwährend still und in tiefer Freude zu weinen.
Alles was ich einatme und was ich ausatme und was ich bin, ist Leben. Was ich denke, was ich sehe. Wie ein Element. Das Element. Das einzige, das gleichzeitig alles ist. Unfassbar.

Später nahm das ganze in einer Atemsitzung noch klarere Formen an. Im Liegen nahm ich wahr/träumte mir/sah ich, dass meine Füsse begannen, sich aufzulösen. (Nein, nein, mir war schon klar, dass ich nach der Atemsitzung noch komplett sein würde, also weder glaubte noch glaubte ich es nicht, haha…na das ist doch mal eine erschöpfende und klare Beschreibung…hihi).
Ich, oder vielmehr nur mein Körper, wie ich mit der Zeit bemerkte, löste mich in meine Moleküle auf, Zentimeter für Zentimeter, die fast als wären es kleine Sonnen oder Sterne oder Energieteilchen oder meinetwegen auch Musik oder Liebe…, sich schwebend in die Welt verteilten.
Als sich der Auflösungsprozess meinem Kopf näherte, stieg doch leichte Sorge in mir auf. Und meine Angst bewirkte, dass der ganze Prozess nochmal von unten begann. Beim zweiten mal liess ich es drauf ankommen und fügte mich in die „Vernichtung“ meiner Person oder die Verwandlung meiner Person in….naja wasauchimmer. Keine Angst. Kein Schmerz tauchte auf_ nur das Bewusstsein, dass ich immer noch bewusst bin. Das tiefe Wissen, dass das, was ich hinter Markus bin, keinen Anfang hat und kein Ende. Und dass der Markus geboren wird aus dem Ichbin und stirbt in das Ichbin und in der Zwischenzeit umso mehr „Liebe“ oder Leben versprüht, je mehr er der Auflösung seiner Person, seines Ego zustimmt.

Manchmal muss ich lachen, was die „Spiritualität“ oder Gott oder werauchimmer für mich auf Lager hat: So war die folgende Dyade, die in einer direkten Erfahrung endete, wieder sehr biblisch-christlich-willichnicht und machte sich laut: „Ich bin die Auferstehung und das Leben“.
Ja. haha. Das sind wir wahrhaftig. Wir sind schon auferstanden. Jetzt bereits. Nicht erst nach dem Tod. Und das können wir erfahren oder wahr-nehmen, wenn wir unseren Verstand „draussen vor der Tür“ lassen.

Permanent verwandeln wir uns. Wir haben nichts mehr mit uns als Kind zu tun. Nur unser Verstand sagt das. Doch es ist kein Molekül unseres ursprünglichen Körpers mehr da. Wir sind viele Male auferstanden. Wie ein Baum. Wann ist er tot? Wenn er umfällt, wenn er hohl wird, wenn Pilze auf ihm wachsen, wenn er Würmer wachsen lässt? Wenn er sich in lebendige Erde verwandelt?



In dem Moment der Selbstaufgabe öffnete ich meine Augen und blickte zur Decke. Die Holzbalken fingen an, sich zu drehen, als sähe ich aus dem Abfluss einer Badewanne nach oben und sähe den Minitornado des auslaufenden Wassers. Ganz langsam drehte sich die Decke und näherte sich mir. Offensichtlich sollte ich diese „Wasser“ trinken. Sehr eigenartig.
Und da ploppte eine Erinnerung in mir auf:

Ich war wohl 11 und hatte Fieber oder einen Fiebertraum. In diesem Fiebertraum stand ich auf, ging in den Flur und sprach mit dem Spiegel, sprach mit Gott. Er sagte: „Markus, ich habe ein Angebot für dich: Wenn Du stirbst, sollen alle Wesen der Welt ewig leben. Du kannst das bewirken.“ Ich entgegnete: „Aha. Und wenn nicht?“ „Dann werden alle sterben, auch Du.“ Ich war entsetzt, zu Tode: „Na tolle Wurst. Was ist das denn für ein idiotischer Vorschlag? Nein, aus dem Geschäft wird nichts!“ Ich schimpfte noch ein wenig weiter, ging zu Bett und schlief mein Fieber weg. Diese Diskussion hab ich aber nie vergessen.

Und nun auf einmal, mit 50, verstand ich: Der Markus, der Verstand, das Ego muss sterben. Und dann werde ich nicht unsterblich, sondern erfahre, dass ich bereits ewig bin.
„Ja!“ rief ich. „Jetzt hab ich verstanden!“ und öffnete mich diesem Strudel und der fuhr in mich und zog die Halle, das Land, die Insel, die ganze Welt nach sich und es war, wie es in manchen Büchern beschrieben ist, als war erst ich in der Welt und das Universum stülpt sich in mich und auf einmal ist die Welt in mir.

Jeden Tag weiss ich, dass ich, dass das Ichbin, dass das Leben, das ich bin, beschliesst, was Markus widerfahren soll. Und wenn ich begreifen will, was ich bin, muss ich Markus loslassen. Begreifen, dass ich mich des Markusseins „nur“ auf wunderbare Weise bediene.

So, und was bringt das jetzt beim Brotbacken…?

Hihi. Ja, was „bringt“ das?

Ich bin nicht fest.
Ich bin nicht starr.
Ich kann mich verwandeln, jederzeit.
Ich verwandle mich permanent, aber wenn ich mir dessen bewusst bin, kann ich meine Verwandlung mitbestimmen.
Ich kann meine Einstellungen verändern. Meine Wahrnehmung. Meine „Wahrheit“.


Niemand als ich bestimmt, wer oder was ich bin oder werde. Ich bin frei. Und diese Freiheit nimmt mir ganz viel Angst. Es gibt niemanden mehr, der mich durch Beurteilung verletzt. Ich begreife, wie unwichtig Markus und alles ist, was er um sich herum anhäuft an Gedanken, Vorstellungen, Ehre, Bedeutung, Wissen, Geld, Erfolg, Ego…haha. Wir denken, wir WÄREN und wir HÄTTEN. Haha. Wie lustig und abwegig ist das! Und all das müssen wir schützen und bewahren und vermehren…. Ich muss mich nicht schützen. Ich kann annehmen und im besten Falle unfassbar viel Stille und Offenheit schenken (oder „durch mich durch lassen“)(…………. (oder Liebe? haha….ooommmh)
Ja. Das bringt’s.








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