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10. Markusbrief (Markus ist weg)

Es war auf meinem letzten E.I., als ich wieder an der Frage sass: Was bin ich?

Und während ich in mir nach dem Wissen suchte, kam ich völlig ins Stocken.

Ich war irritiert und sagte meinem Gegenüber das. Ich musste nachforschen…überprüfen….
ich kam auf eine noch schwammige, später aber ganz klare Ursache meiner Verwirrung:

„Der Markus ist weg.“

Das zu erfahren, während ich doch offensichtlich Markus war, der das erfuhr, war der Bezugspunkt „Markus“ weg. Das war nicht schlimm, nur ungewohnt.
Natürlich stand und dachte da noch eine Person, die von anderen als Markus erkannt wurde. Mir war auch klar, dass ich zwei Kinder und Verantwortung und Besitz habe. Ich habe ja auch sofort alle Verbindungen zwischen Markus und der Welt wieder gesucht.
Ich konnte sie auch finden.

Aber sie hatten keinerlei Verbindung mehr zu mir.
Ein wenig, wie nach der „Boot-Meditation“.

Ich konnte alles sehen, was Markus ausmacht. Aber war gänzlich unverbunden damit.

Aha.

So fühlte sich das an. Sehr stark. Sehr frei. Sehr ruhig. Wie ein Buddha .

Narayana sah, dass ich auch nach der Dyade offensichtlich hochirritiert in Mitten des Raumes stand, während die anderen in die Pause gingen. „Was ist los?“ fragte er. Ich: „ Das klingt jetzt bissl komisch, aber der Markus ist mir abhanden gekommen. Der ist völlig weg aus meinen Empfindungen.“ Darauf Narayana: „Das ist schon in Ordnung. Den Markus hat es ja nie wirklich gegeben!“

Ja, wer soll das sein? Eine Ansammlung von Gedanken, Dingen und Energien. Zusammengeführt unter dem Begriff „Markus“, aber nicht von Ihm zusammengehalten.

Wer hält zusammen?


Einige Jahre zuvor hatte ich eine ähnliche Wahrnehmung.
Ich sass Vera gegenüber und mitten in einer Uebung im Rahmen meiner Ausbildung zum Coach wurde es ganz still in mir und um mich.
Ich sass in völliger Stille. Was war passiert? Ich hörte meine Gedanken nicht mehr. Wo waren die geblieben? Es war unfassbar ruhig und richtig und still. Alles war richtig. Aber ebenso hatte sich auch nichts wirklich verändert.
Mein Erfahren war: Ich sitze wie auf einer unendlich sich erstreckenden Glasscheibe und wenn ich nach unten blickte, könnte ich meine Gedanken…..äh….hören, sehen,… ja , irgendwie beides. Wahrnehmen, wie sie da brabbelten und rannten und sich überschlugen.
Und ich streckte im Geiste meinen Arm durch die Panzerglasscheibe (das ging ohne Anstrengung) und packte einen dieser „Fische“, die in Wahrheit meine Gedanken waren und nahm ihn zu mir. Konnte ihn in aller Ruhe betrachten und, ja, in gänzlicher Leichtigkeit belächeln, wieder zurücklegen in das „Becken“ unter dem Glas. Mich meinem Gegenüber zuwenden und in völliger Stille zuhören. Die Worte des Gegenüber in meine Stille kommen lassen und ebenso betrachten, wie zuvor den Fisch. Konnte sie bewundern. Gänzlich annehmen. Bis wir beide wahrnahmen, dass die Worte, nachdem sie gehört sind, nicht mehr von Bedeutung sind. Und sahen uns an.

Und diese Stille nahm zu und breitete sich aus in den ganzen Raum, das Seminarzentrum_ und ich ahnte, dass sie vor dem gesamten Universum nicht stoppen würde. Und eine grosse Liebe erfasste mich. So gross, dass ich erschrocken zurückkam (obgleich ich gar nicht „weg“ war),
um später immer wieder diese Oeffnung zu erlauben und sie mehr und mehr in mein Leben zu lassen.

„In mein Leben lassen“ ist eigentlich nicht der rechte Ausdruck. Es ist das Loslassen des Markus, aller Gedanken, die so wichtig erscheinen,( hihi, so lustig, was uns wichtig scheint). Es ist ein wenig wie sterben und verbindet mich zeitgleich mit allem Leben und allen Lebenden. Es ist das Verlieren des Ego. („Die Lösung ist die Lösung“, sagt Bara gern)

In einem Vortrag erwähnt Tolle, dass die Schriftzeichen für Buddha in einer bestimmten chinesischen Schreibweise eine besondere Bedeutung haben.
Es sind zwei Zeichen, die zusammen die Bedeutung Buddha tragen, aber die Zeichen bedeuten: „Nicht“ und „Mensch“. Der Erleuchtete ist, aber er hat seinen erdachten Mensch-teil abgelegt.
Und Jesus wird zitiert: Wenn jemand mir nachkommen will, der verleugne sich selbst….

Was ich für mich selbst halte, ist also mithilfe der Welt, in der ich bin (die in mir ist?), aus der ich komme (die aus mir kommt?), als Vorstellung in mir gewachsen. Von meiner Vorstellung aufrecht erhalten und im Laufe meines Lebens weiter aufgebaut. In Wahrheit ist da aber gar kein Markus. Da bin nur ich, der sich den Markus vorstellt.
Und in dem Moment, da ich feststelle, dass ich gar nicht dieser erdachte Markus bin, verlässt mich diese Vorstellung und macht unglaublich viel Platz für die Wahrnehmung meiner wahren Existenz, der Welt, der anderen, der Liebe…..hach ja, Ihr wisst, was ich meine. Es ist beglückend und irgendwie ganz cool.

Und nun kann ich auch den Markus viel besser annehmen, führen, geniessen, denn er ist nicht mehr mein Herr, …..huuuuu, jetzt kommen schon wieder so christlich-symbolische Worte: Gott ist mein Herr….und wie praktisch, dass in Wahrheit ich ein Teil Gottes bin (Gott selber bin?), der den Markus führt. Wie eine Spielfigur, eine Maske oder wie es auf Latein heisst: Persona. Eine Person, ein Etwas, durch das etwas durchklingt. „Per“= durch „sonare“= klingen. Ja, wir können diese Maske immer wieder mal ablegen und uns bewusst werden, was wir wirklich sind:
das Bewusstsein hinter der Maske.

Und das verstand ich und hab es einige Tage lang genossen, den Markus abzulegen, die Maske stets bei mir zu haben, aber sie nicht für mich halten. Und ich tu es immer noch sehr gern. Jeden Tag….wenn ich daran denke, hihi.








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