Nachdenken über Gott.
was meine ich, wenn ich Gott sage?.
Mich selber schickt das Wort „Gott“ in einem Text immer automatisch in die Abwehr.
Mit dem Begriff „Gott“, verbinde ich Machtmissbrauch der Kirche, einen alten Mann, der strenge Regeln errichtet hat, die in Wahrheit niemand erfüllen kann. Und wer mir von Gott erzählt, nutzt meist die Grösse des Begriffes um sich auch gleich grösser zu machen: „Pass auf, Ungläubiger, ich weiss, wer Gott ist und was er will. Du nicht“
Der mir typische, lang verhasste, Satz aus der Bibel bringt das nochmal auf den Punkt:
Sei still (halt die Klappe! Ich bin der Boss, der dir die Rede verbieten darf)
Wisse (Unwissender)
Ich bin Gott (und du gehörst mir)
Durch meine Erfahrungen und auch mit Hilfe eines Vortrags von Herrn Tolle hat sich dieser Satz allerdings verwandelt in ein religionsfreies Mantra
Sei. (sei. Und sei dir deiner Existenz bewusst)
Still. (in der Stille kannst du dich wahrnehmen als das, was du wahrhaftig bist)
Wisse. (du weisst es schon, du musst nicht nachdenken)
Ichbin. (das bin ich. das ist Gott. das ist alles)
Gott. (das Bewusstsein. die Stille. das wissen. das Ichbin)
Im Grunde ist es fünfmal dasselbe Wort.
Tolle öffnete mich für den Gedanken, (deswegen beschäftige ich mich auch gerade intensiv mit der aramäischen Bibel, die als Grundlage der griechischen Übersetzung diente), für den Gedanken, dass Jesus nicht gesagt hat: „Ich bin der Weg, Ich bin die Erlösung, nur durch mich gelangt ihr zu Gott“ sondern: „Das Ichbin“ ist der Weg, das Ichbin ist die Erlösung, nur durch das Ichbin gelangt ihr zu Gott“ (Nachtrag, eine Woche später: die aramäische Version bedeutet tatsächlich nicht: „ich bin der Weg“ sondern „das Ichbin ist der Weg“ Verrückt, dass ich das gerade entdecke, nachdem ich den Brief geschrieben habe!)
Und verrückterweise ist das auch genau der Weg, der mich zur direkten Erfahrung oder „Erleuchtung“ brachte. Denn auch Ramana Maharshi sagte vor Jahrzehnten auf die Frage. „Wie erlange ich Erleuchtung?“ „Du musst dich nur fragen: Wer bin ich?“ Er sprach vom Ichbin als Erfahrung. Ich bin das „Ichbin“. Ich habe die Erfahrung des Ichbin und bin in diesem Moment Gott, das Universum, unsterblich, voller Liebe….wieauchimmer meine Erfahrung von Wahrheit sich zeigt. Aber erlangt habe ich sie über den Weg des
„Ichbin“
Und es leuchtet mir auch ein, dass Menschen oder Zeitzeugen, die noch keine direkte Erfahrung hatten, glaubten, den vermeintlichen Sprech- oder Hörfehler zu verbessern. Haha. Ein Wenig wie in „Das Leben des Brian“: „Was hat er gesagt? Das ich bin ist der Weg? So ein Quatsch, der meint natürlich, ich bin der Weg, also: das, was ich bin, ist der Weg“
Das soll kein Beweis oder Diskursanfang sein. Für mich fügt es sich gar fein in meine Erfahrung ein. Mehr nicht.
So will ich heute auch nochmal wiederholen.
Ich weiss nicht, was „Gott“ ist. Ich benutze das Wort, um zu beschreiben, was ich erfahren habe:
Unendlichkeit. Liebe. Bewusstsein. Stille. Das, aus dem und in dem wir sind. Das, was wir selbst sind, alle gemeinsam niemand einzeln. Die Sonne, deren Strahlen wir sind und gleichzeitig waren wir auch diese Sonne und werden sie wieder. ich kann mir bewusst sein, dass ich die Sonne bin und es wieder vergessen. Ich bin das Leuchten.
Naja und damit ich das nicht immer wieder schreiben muss, schreibe ich „Gott“. Und hoffe, dass wer das liest, weiss, dass ich weder an einen katholischen, buddhistischen, islamischen, jüdischen etc. Vatergott mit Macht und Ausschliesslichkeitsanspruch noch an ein mir Weisung gebendes Wesen denke, das getrennt von mir leitet, richtet, führt, beschützt,
sondern an das Ichbin, das wir sind, das kein Ende und keinen Anfang hat.
der Salzstreuer auf dem Tisch ist das ichbin.