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12. Markusbrief (über die Angst)

Angst hat mich lange angetrieben,
lange hibbelig gemacht, weil ich versuchte, sie mit Aktion, mit Karriere, mit Bewegung, mit Lärm zu verdecken.
Und ich habe nicht mal gemerkt, wie stark sie mein Leben bestimmt.

Das BEWUSSTSEIN über die Angst, die Möglichkeit, die Angst anzusehen ist in den letzten Jahren gewachsen. Und doch, gerade in Zusammenhang mit meinen Kindern vermag sie manchmal, mich zu über…. nein, nicht zu überwältigen, sondern eher zu überlisten.

Ganz bewusst sah ich meine Angst, wiederkehrend in einigen E.I.s.
Ich ging damit auch zu Narayana: „Ich gelange nicht zur Oeffnung, zum Loslassen, ins Paradies, in die Erleuchtungserfahrung, denn wie ein Wächter sitzt dort ein fettes, unfassbar fettleibiges, knallrot gefärbtes, undefinierbares Wesen. Und es schreit, obwohl es keinen Mund hat. In meinem Leben ist mir so etwas noch niemals begegnet.“
Es ist die fette, rote, laute, nicht zu umgehende Angst.
Ja. sagte Narayana. Geh weiter, auch wenn Du meinst, sie sitzt im Weg.
Und ich hatte keine Ahnung, wovor ich denn Angst hatte, wofür diese Angst steht. Im Moment des Durchschreitens der Angst, begriff ich, dass es die Angst war, meine Kinder zu verlieren.
Viele Male später erkannte ich, dass diese Angst auch meine Kinder nur benutzt und dass es am Ende immer die Angst vor der Auflösung ist, die Angst vor dem Verlust des Ego, der Persönlichkeit, dessen was ich bin, das was ich für mein Leben halte. Am Ende und am tiefen Grund, ist es die Angst vor dem Tod.

Und die kenne ich gut. Von 6-45 hat sie mich begleitet, ich lernte 39 Jahre lang Techniken, sie zu verdrängen, zu umgehen, zu verkleiden, zu verdecken.
Erst meine Erfahrung in Griechenland löschte sie aus. Und zeigte mir, was sie ist.

Sie ist ein Gedanke.
Und dieser Gedanke richtet sich immer auf die Zukunft: „es wird…, es könnte, ich bin mir sicher, dass.“
Es ist nie im Jetzt. (Ähnlich wie Traurigkeit. Die ist immer in der Vergangenheit.)
Auch der Hund mit gefletschten Zähnen, der jetzt vor mir steht („aaaah..Er wird mich gleich beissen!“), hat mich noch nicht gebissen.

Wenn er mich nicht beisst, war meine Angst unnötig.
Wenn er mich beisst auch. Denn dann werde ich reagieren, automatisch.
Die Angst hilft mir auch nicht im Vorfeld. Sie behauptet das nur: Die Angst sagt: „Durch mich passt Du besser auf.“ Das ist nicht wahr. Ich passe auf, weil ich eine potentiell bedrohliche Situation richtig einschätze. Dazu brauche ich keine Angst.

Wozu dient dann die Angst?
Sie taucht auf, wenn ich unsicher bin, wenn ich keinen Halt habe, wenn ich ausserhalb des Gewohnten stehe.
Sie will mir also Halt geben? das tut sie nicht.
Sie will mir Sicherheit geben? das tut sie nicht.
Sie will mich zur Vorsicht mahnen. Das tut sie nicht. Das macht meine Umsicht und Achtsamkeit.

Der Verstand braucht sie. Der Verstand, der stets behauptet, ich zu sein. Der Verstand, der uns so dienlich ist, macht einen Denkfehler und gebiert die Angst. So kann er weiter der Chef sein. Mir suggerieren, er sei ich.

Die Angst ist ein Mittel, mit dem mich mein Verstand gefügig hält.

Ich will den Gegentest machen. Was passiert ohne Angst?
„Ich tue Dinge nicht, die mich in Gefahr bringen….“nein. Ich bin achtsam und vermeide die Gefahr ganz ohne Angst.
„Ich strenge mich nicht mehr an, um nicht zu scheitern…..“ nein, das mache ich ohnehin, wenn das Ziel ein Herzenswunsch ist.

Oh.

Die Angst sagt: Jetzt ist es an der Zeit, den Verstand, das Denken zu verlieren.
Jetzt ist es Zeit, die Hand auf mein Herz zu legen und mich zu fragen:
Was ist jetzt?

Wer bin ich jetzt?

Was will ich jetzt?

Was oft nicht verschwindet, ist die Ichangst:
„Wenn das geschieht, bin ich nicht mehr der, der ich glaube zu sein, sein zu müssen.“
„Wenn das geschieht, werde ich Teile meiner selbst verlieren und wiederum nicht mehr ich sein.“
„Wenn das geschieht, werde ich aufhören zu sein.“

Und dieser Angst stelle ich mich.

Ich habe kein Leben, das ich verlieren kann. Ich bin Leben.
Ich bin schon lange nicht mehr, der ich als Kind war. All meine Zellen sind mehrfach gestorben und mehrfach neu und anders nachgewachsen. Meine Gedanken sind andere. Ich bin der, der sich beständig ändert und doch Angst hat, sich zu verändern? Wie verrückt.
Ich bin der, der Angst hat vor dem Tod und bin doch schon tausendfach gestorben. Wie verrückt.

Ich bin das Ichbin, das sich verkleidet hat als Markus. Und Markus hat Angst, weil er vergessen hat, dass er das Leben und das Leben ewig ist. Und wenn er nach innen sieht, spürt er diese Wahrheit und wenn er nach aussen blickt, dann hört er seinen Verstand und bekommt Angst.

Hand aufs Herz
Wer bin ich
jetzt

Habe ich JETZT ein Problem?
Nein.
Habe ich die Fülle ausgebreitet vor mir für mich durch dieses Leben.
Ja. Jetzt und immerdar.








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