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20. Markusbrief (Eintauchen 1)

Eintauchen

Wieder Griechenland. Ein Öffner.

Vor ein paar Wochen kaufte ich in Kalloni auf Lesbos ein, für mehrere Wochen, die ich allein am Strand und in der abgeschiedenen Stille verbringen wollte.
Und ich hatte Zeit, die Menschen, die bewussten Wesen, wahrzunehmen.
Ich sah, die Verbindung dieser Menschen zu den Dingen, die sie verkauften. Sie hatten es geerntet, geangelt, gezüchtet und geschlachtet, verarbeitet, gefischt, getötet, zubereitet. Und sie waren zutiefst verbunden…..und ich weiss nicht, ob sie sich dessen überhaupt bewusst waren.
Wie anders in unseren Städten, wieviel Handel und Unpersönliches und Gleichgültigkeit. Maschine.
Wie dem auch sei…ich spürte durch die permanente Gegenwart dieser vielen Bewusstheiten, Geschichten, Konversationen: „Nein, nein, heute keine Brasse. Schau mal, die Lavraki, schau mal, wie gut die aussehen…ja, ganz in der Nähe von Tavari entdeckt…was für ein Glück..“, die Freude und Liebe der Welt.
Das Lächeln, mit dem der Verkäufer eine perfekte Tomate zu meinem Einkauf dazulegt, wissend, was er mir da stolz und verführerisch schenkt: „heute morgen gepflückt“ sagt er.

Und es steigt ein solch grosses Weinen auf in mir. So überwältigende Liebe für das, was ist, angetriggert durch die Liebe dieser Menschen, für Ihr Haus, Garten, Feld, Meer. Es trifft mich so tief.
Ich atme ruhig und tief: Nein, ich werde nicht weinen, hier vor diesem Menschen, der das nicht verstehen wird, wie ich Ihn und das Leben so lieben kann. Atmen! Zurück, Tränen! Lächeln und gleichzeitig diese Lebensgewalt spüren. Die Freude, zu sein. Die Freude, nicht allein zu sein. Die Freude zu teilen.
Danke, sage ich, evcharistoh……

Ich fahre in die Berge, Richtung meiner Seelenheimat Sigri. Die Fenster sind offen, denn ich besitze keine Klimaanlage. Offen Ist mein Herz - to kardia mou -denn ich trage kein Besserwissen.
Und so strömt der süsse Geruch der Bergkiefern in mein Auto, wie auch in Berlin die Kiefern mich immer begleiten und „beduften“. Und als ich am Kloster vorbeifahre, das auf halber Höhe liegt, kommt die nächste Welle. Diese Priester, betend, erntend, sähend. Sie halten das Haus und die Energie im Kloster für jeden, der es braucht. Tränen schiessen mir in die Augen und laufen, rennen, rinnen.
Nein, diese Kloster braucht mich nicht.

Oben angelangt, bevor die Strasse sich wieder senkt, wandelt sich das stille Laufen der Tränen in einen gewaltigen Strom, der tief aus meinem Herzen kommt. Es geschieht etwas, das ich nicht steuere und nicht als Markus erfahre.
Ich kann das Lenkrad nicht mehr führen, die Pedale nicht bedienen. Es ist eine unendliche Freude über das Sein in mir. Sie bricht aus meinem Körper mit einer Gewalt, die ich nicht zu steuern vermag. Ich bremse und halte am Strassenrand an. Für 20 Minuten bin ich nicht in der Lage etwas anderes zu tun , als pure Freude zu empfinden, die nicht von dieser Welt scheint…so gross, so gewaltig und unerbittlich. Der Friede/Die Freude, die größer ist, als aller Verstand….so sagt es Jesus.

Ich rufe Menschen an, mit meinem Handy, denen ich mich nahe fühle und versuche zu erklären:

Nein, es ist kein Schmerz. Keine Angst. Keine Trauer…Ja, ich weiss ich heule und schluchze und mein Körper, zuckend und zitternd, bebend, hat aufgehört mit zu gehorchen und wird zum ausschliesslichen Instrument zum Ausdruck unendlicher göttlicher Freude…so viel, dass Markus Angst bekommt, Angst vor der Größe. Es ist eine direkte Erfahrung des Ichbin gewesen…und all die Empfindungen, die nun in mir auftauchen, sind das Echo dieser Erfahrung ohne Erfahrung. Aber sie schenkt mir das tiefe Wissen um Liebe und Vollkommenheit. Es ist etwas geschehen, wieder. Und mein Körper und meine Seele und mein Verstand versuchen, diese Erfahrung in diese duale Welt zu bringen. In all ihrer Begrenztheit.

Mein Gott: es ist nicht möglich, wahrhaft erleuchtet zu leben. In der Erleuchtung. Das ist nicht möglich.
Wir können nur immer wieder die duale Welt verlassen, das ICHBIN erfahren und diese Nichterfahrung als Erinnerung und permanentes Bewusstsein und Wissen in die Dualität zurückbringen und durch die Erleuchtungserfahrung diese Welt heller machen. Nicht „schöner“ nicht „besser“ nicht „heiliger“. Nein, nur bewusster.
Licht, damit wir sehen. Leuchten, damit wir erfahren. Und wissen(!!!!), dass wir immer Zugang zur absoluten Wahrheit und Glückseligkeit und Ganzheit in uns haben.
Aber das Ego können wir nicht auflösen…ausser in der Erleuchtungserfahrung. Aber um es hier zu leben, brauchen wir das Ego: und wenn es ist, zu sagen: ich habe das Ego aufgelöst…hahahah…was für ein Witz. (Aber ja, wenn wir erleuchtet sind, können wir unsere Verstrickung mit dem Ego lösen und es in Liebe betrachten, annehmen, nutzen)
Und in diesem Bewusstsein leben, ohne Beschränkung. Hell und dunkel.

hahaha….“Amen“ höre ich mich sagen…

aber ich nehme den Priester in mir nicht wirklich ernst….das tut er selber nicht. Belächelt ihn mit mir, wissend, dass auch Wahrheit in seinen Worten steckt.








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