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22. Guru

Schickt die Gurus in Rente und weckt den in Euch

„Ich habe mein Ego völlig aufgelöst. Bin in dauerhafter Erleuchtung“ schreibt ein Guru auf seiner Seite.
„Ich bin gänzlich erleuchtet“ schreibt eine andere Guru.

Wer sagt das? Wie soll es möglich sein, in dieser Welt zu sein und gleichzeitig außerhalb?
Wenn ich einen luziden Traum habe, weiß ich, dass ich Markus bin, der träumt, dass er Michael in New York ist. Und doch geht er als der weiter durch den Traum. Michael und der gesamte Traum lösen sich auf beim Erwachen. Wenn ich ganz erwacht bin, ist da kein Guru mehr und auch keine Schüler.

Da gehen Lehrer durch die Welt und lächeln und sagen, sie erfahren keine Wut und Angst und Begierde mehr. Sie sind erleuchtet. Und das wollen sie dir beibringen um dich ebenso zu befreien.

Und sie glauben, dass sie nun nur noch die Liebe und das Licht erfahren. Die Hälfte der Welt sperren sie aus. Aus ihrem Herzen, ihrem Erfahren. Und erzählen sich und dir, sie hätte es begriffen.

Ist das so?

Im Bewusstsein taucht alles auf. Also auch in mir. Wenn nur die Hälfte auftaucht, kann es nicht das erleuchtete Bewusstsein sein. Nur das beschnittene. Wo ist der Rest der Welt Gottes?
Weggesperrt? Verschoben? Aufgelöst?

Wenn ich das Dunkel auflöse, kann ich das Licht nicht mehr wahrnehmen. Wenn ich die Gier auflöse, kann ich die ausgeglichene Zufriedenheit nicht mehr wahrnehmen. Wenn ich die Wut auflöse, kann ich den Gleichmut nicht wahrnehmen. Alles ist in mir und will erfahren werden.
So erfahre ich Erleuchtung.
Ich erfahre, was ist. Und in „MirGott“ ist alles.

Verschoben auf den anderen erzeugt es Trennung und Ablehnung.

Weggesperrt wird es im Verborgenen wachsen und mich und die, die mich berühren, unglücklich machen. Krebs ist ein beliebtes Ventil.

Weiß kleidet sich der Guru als Zeichen seiner Lichtexistenz und Reinheit und Liebe. Wo ist das Schwarz? Das Bunte? Das Leben.

„Ich muss den Leuten zeigen, wie schön und rein und schmerzfrei das erleuchtet Sein ist. Ich mache Fotos von leuchtenden Dingen. Niemals von Dreck oder Verzweiflung. Fotos von mir: lächelnd, damit sie mir vertrauen und ich sie erlösen kann.“ Ist das so?
Bin ich noch ehrlich? Verbunden mit Gottes Liebe, wenn ich mich so verstelle? So nur die eine Seite zeige und die andere verleugne? Kann ich so Liebe und Vertrauen und Verantwortung in die Welt bringen?

„Ich bin erleuchtet und muss die anderen belehren. Retten. Heilen. Und dazu muss ich halt auch bissl Show machen. Weil die Unerleuchteten zu verblendet sind, um das von alleine zu sehn.“

Ist das so?

Und wenn sie immernoch Zugang zu ihrem Hass ihrem Schmerz ihrer Leiden-Schaft haben, werde ich ihnen sagen, dass ihre Erleuchtung unzureichend ist. Dass sie mehr machen müssen. Dass sie so leider versagt haben. Aber sie sollen mir vertrauen und mir folgen. Ins Licht….

Nein, lieber Guru. Ich will ins Leben. Ich will bewusst sein. Ich bin Bewusstsein. Das alles ist. Ganz erfahren werden will. Bewusst. Durch mein Ego. Durch dein Ego.

Das Ego, der Körper, der Verstand, die Seele sind die unabdingbaren Instrumente, die Gott sich selbst erfahren lassen.

Ohne Ego kein Wahrnehmen.

Und ja

Wer erleuchtet wurde……
kann und wird diese Erfahrung und die Erinnerung und das Bewusstsein dessen in die duale Welt bringen und andere anstecken mit dem Leuchten des „Bewusst-hier-seins-in-der-Erfahrung-der-Erleuchtung“.








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